Irgendwie ist hier in Griechenland so manches paradox. Verkehrt irgendwie.
Egal ob gestern Mittag in der Taverne oder heute beim Frühstück, Paare sitzen gemeinsam am Tisch, das Mittelalter hängt über dem Handy oder dem Tablett, die ältere Generation stochert zeitungslesend in ihrem Essen herum. Die Mundwinkel bilden im besten Fall eine waagrechte Linie. Eines haben alle gemeinsam. Sie lächeln nicht. Sie reden nicht miteinander, von einer liebevollen Geste ganz zu schweigen.
Der Gang zur Kaffeemaschine erfolgt langsam, so, als würde dies eine unliebsame Tätigkeit sein die man nun mal auf sich nehmen muss, weil sie zum Frühstücksritual gehört. Es sind Urlauber, so wie ich. Unwillkürlich stellte ich mir die Frage: „War ich früher auch so?“
Fern des Alltags, eine Umgebung die zum Träumen einlädt, Wärme, Sonne, blauer Himmel und das Meer, das alles, sollte man meinen, läßt die Herzen der Menschen ein wenig höher schlagen.
Wie ich so mit meinem Dauergrinser im Gesicht da sitze, das Leben genieße und vor lauter Beobachten ganz auf mein Frühstück vergesse, welches vor mir steht, erregt das Erscheines eines weitern Paares meine Aufmerksamkeit. Sie, ein knallorangener Lockenkopf welcher an den Geschmack von Curry erinnert, er, ein typischer Yanis, Antonis oder Michalis. Griechen, nicht zu verkennen. Sie holen sich Kaffee, lachen, sie berühren sich gegenseitig, sie reden ohne Punkt und Komma, sie bewegten sich anders, dynamischer, die Lebensfreude sprudelt förmlich nur so aus ihnen heraus. Ich habe sie später gefragt, ob sie auch Urlauber sind, und die Antwort, die ich bekommen habe, war erstaunlich. Die zwei arbeiten in meinem Hotel und haben heute Vormittag frei.
Verkehrte Welt!
Das da noch etwas nicht ganz richtig ist denke ich mir auch, als ich einen Blick auf meinen Frühstückstisch werfe. 2 Kaffeetassen mit Cappuccino, 2 mit Orangensaft gefüllte Gläser, 2 Teller mit 2 Scheiben Toast sowie 2 Stück von einer Honigmelone. Eine vergangene Urlaubsgewohnheit hat bei mir unbemerkt zugeschlagen.
Du merkst erst, wie stark du etwas vermisst hast, wenn du es wieder siehst. Wie tausende, glitzernden Diamanten, die das Sonnenlicht spiegeln, azurblau und glasklar, so liegt es nun direkt vor mir. Gerade mal 20 cm trennen meine Strandliege vom Wasser. Das sanfte Plätschern der leichten Wellen mischt sich mit den warmen, jazzigen Tönen, die aus meinem Kopfhörer kommen und ich denke mir: Dieses „aufs Meer schauen“ ist die schönste Beschäftigung der Welt, auch alleine!
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