Michis Welt

Vom Reisen und Leben

Bella Italia Teil 2! Die Westküste Apuliens und das Salento!

Der italienische Radiosprecher kündigt gerade Sangiovanni an, und sofort katapultieren mich die Klänge des Songs „Malibu“ zurück nach Bella Italia! Das erste, was ich gestern nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub gemacht habe war, den italienischen Radiosender auf meinem Bose-SoundTouch auf Taste Numero Uno einzuspeichern.

Meine im Salento gekaufte Pumo-Familie ist auch schon ausgepackt und hat ihren Platz auf dem Sofa-Tisch bezogen. Drei Stück davon sollen mir künftig für meine neuen Vorhaben Glück bringen.

Ich befinde mich noch immer in meiner Urlaubsblase und möchte am liebsten nie wieder da raus.

Mit einem Glas Negroamaro Rosato aus dem Salento lasse ich die letzten sieben Urlaubstage revue passieren.

Nach der ersten Woche im Norden von Puglia (= der italienische Name für Apulien) am Adriatischen Meer sind wir quer durchs Land gefahren um ins westliche Puglia zu gelangen, welches am Ionischen Meer liegt.

Hier, im Landesinneren, wohnen die Menschen in ganz besonderen Unterkünften, den Trullis.

Kleine, meist runde, strahlend weiße Häuschen mit spitzen Dächern aus dunklen Steinen, welche sich nach oben hin verjüngen und mit einem symbolischen Schlussstein abschließen, findet man hier in der Landschaft.

An der Westküste, im kleinen Ort Taranto, haben wir einen zweitägigen Zwischenstop gemacht, bis wir an unserem endgültigen Ziel in St. Maria al Bagno angekommen sind. Fünf Tage verbringen wir nun im südlichen Zipfel von Puglia.

Dem Salento!

Das Meer liegt in hellen, eisigen, kühlen Blautönen vor mir, die Wellen mischen die Farbe Indigo dazu und das Himmelblau oberhalb der Meeresgrenze mit den gold-gelben Sonnenstrahlen bieten mir ein Bild, welches ich zuvor noch nie in meinem Leben gesehen habe.

Blau: Die Farbe der Harmonie und des Vertrauens, beides spüre ich in diesem Moment ganz stark.

Das Bedürfnis, die kulinarischen Höhepunkte des Salento zu entdecken, folgt umgehend.

Frittura di calamari, Orecchiette con salsa di verdure, Pizza, Pasticciotto, Cornetto con crema, Gelato al pistacchio oder das typische Gebäck, die kleinen Taralli,… all das und noch vieles mehr durfte ich in den kleinen Lokalen direkt neben dem Meer unter freiem Himmel genießen.

Und natürlich muss man auch den ganz besonders leckeren Wein aus dem Salento probieren.

Die Rebsorten Negroamaro, Aleatico, Primitivo, Chardonnay und Pinot Bianco gedeihen hier.

Un bicchiere di vino rosato della regione habe ich mehrfach beim netten Cameriere bestellt, naja, eigentlich hat Evelyn, meine Dolmetscherin, für mich die Bestellung aufgegeben, weil ganz so sattelfest bin ich auch in Woche zwei noch nicht mit Italienisch!

Was ich schon super gut drauf habe ist: Ciao Bello! Buongiorno! Fammi un sorriso!

Ein netter Gruß der für alle und für alles passt! 🙂

Und: Grazie, Grazie mille, natürlich auch. Nicht nur für das Urlaubsfeeling und die Köstlichkeiten, die ich in diesem wunderbaren Puglia erleben und genießen durfte, sondern auch für die Menschen, die ich hier getroffen habe.

Ein ganz besonderes Grazie, Grazie mille, gilt aber auch meiner „Dolmetscherin“ Evelyn.

Sie ist 3.470 Kilometer mit dem Auto durch ganz Italien gefahren und hat mir die schönsten Plätze Apuliens gezeigt.

Sie hat bei der Bestellung mein Frittura di Kalimera auf Frittura di Calamari ausgebessert und auch unzählige Male mein Cornetto vuoto bestellt wenn ich versehentlich Cornetto nuovo sagte.

Ich habe so viel gelacht in diesen zwei Wochen wie schon lange nicht mehr.

Grazie, grazie mille per questa vacanza indescrivibilmente bella e indimenticabile, cara Evelyn.

Fotonachweis Titelbild Trulli @ Evelyn K.

Bella Italia Teil 1! Die Ostküste Apuliens

Ich war ja schon in einigen Ländern auf Urlaub, aber in noch keinem wo sich die Menschen geweigert haben, mit mir Englisch zu sprechen. Ich kann aber kein Italienisch, also pronto subito ein Italienisch-Crashkurs muss her.

Gut, dass ich meine Freundin Evelyn dabei habe, sie hat Italienisch voll drauf und wird mir das Wichtigste die nächsten Tage beibringen (das ist zumindest der Plan).

Buongiorno – kann ich schon, darauf haben die Einheimischen von Trani am ersten Tag nicht reagiert, also habe ich am zweiten Tag begonnen, Buongionrno singend an das italienische Volk zu bringen und siehe da: Plötzlich kommt ein netter Gruß zurück. Geht doch…

Vielleicht braucht es auch einfach nur 48 Stunden, um sich auf den Urlaub im Süden einzustellen.

Die Autofahrt von Wien bis zu unserem ersten Ziel Trani haben wir in zwei Etappen zurück gelegt. Über Friaul sind wir nach Venetien, wo unser erster Stop nach 7 Stunden Fahrt in Bovolenta mit Übernachtung endete.

Danach ging es weiter durch Emilia-Romagna, die Marken, Abruzzen und Molise bis wir nach weiteren 7 Stunden Autofahrt in Apulien in der Stadt Trani gelandet sind.

„Un caffè lungo per favore“ kann ich sprachlich jetzt am dritten Tag auch schon ganz gut, nur leider kommt er immer ohne lungo. Daran muss ich noch arbeiten.

Sie erzählen mir immer sehr viel, diese Italiener, schade, dass ich nichts verstehe. Macht aber nix, meine Freundin übersetzt mir eh alles.

Ist halt nur blöd, dass ich durch das nix verstehen auch nicht mitbekomme, wenn die Italiener mit mir flirten, was sie laut Auskunft meiner „Dolmetscherin“ täglich tun. Fühle mich dann immer sehr geschmeichelt 🙂 sowas passiert mir in Österreich ja nicht.

Apulien ist zusammen mit Sizilien der größte Weinproduzent Italiens. Der Olivenanbau und die Verarbeitung der kleinen grünen Früchte zählt ebenfalls zu den kulinarischen Attraktionen des Landes. Kilometerlang wechseln sich Weinstöcke und alte, knorrige Olivenbäume ab, welche auf dunkelbrauner Erde, die wie geschmolzenes Schokoladen-Eis aussieht, wachsen.

Feinschmeckern rate ich auch, frischen Oregano und getrocknete Tomaten auf einem der unzähligen Märkte zu kaufen. Zwei unglaubliche Geschmacksbomben.

Der Osten der Region Apulien hat viele kleine Städtchen, einige davon haben wir besucht.

⁃ Giovinazzo

⁃ Bisceglie

⁃ Bari (Hauptstadt von Apulien)

⁃ Monopoli

Das Highlight der ersten Urlaubswoche war für mich Monopoli. Dieses kleine Städtchen, welches eigentlich den Namen „weiße Stadt“ verdient hätte, hat sich in den letzten Jahren durch umfangreiche Restaurierungsarbeiten richtig herausgeputzt. Strahlend weiße Gässchen mit liebevoll bunt verzierten Hausmauern laden ein, die Schönheit dieser historischen Altstadt zu genießen. Ich komme sicher wieder und dann bleibe ich… zumindest für ein paar Tage!

Bevor wir die zweite Urlaubswoche an der Westküste Apuliens verbringen, tauche ich meine Füße in kristallklares Wasser am Lido Silvana und genieße die warmen Sonnenstrahlen auf meiner mittlerweile schon recht braunen Haut! Der feine Sand unter meinem Strandtuch hat mich bereits bequem eingebettet und das sanfte Plätschern der Wellen lässt mich das dolce far niente so richtig genießen!

Die Kunst des Verzeihens

Regungslos sitze ich da, ein halb leeres Glas Rotwein steht vor mir. Die Stille wird nur durch das Ticken der Uhr unterbrochen.

Tick…tack, tick…tack.

Sonst ist da nichts zu hören. Mein Kopf hat das Denken eingestellt, mein Herz schlägt nur noch aus lebenserhaltenden Maßnahmen. Ich fühle nichts. Keine Wärme, keine Kälte, keine Müdigkeit. Mein Atem, ruhig und langsam.

Tick…tack, tick…tack.

Ich schaue immer und immer wieder auf die geöffnete Karte, die ich heute aus meinem Briefkasten gezogen habe. Die von Hand geschriebenen Zeilen verschwimmen vor meinen Augen. Die Schrift wirkt unscharf. Das bronzefarbene Kuvert mit meiner Anschrift liegt daneben. Die Briefmarke darauf hat keinen Poststempel. Unversehrt klebt sie im Eck. Kein Absender. Ich drehe und wende die Karte, immer und immer wieder.

Tick…tack, tick…tack.

Das mittlerweile leer getrunkene Glas Rotwein ist wieder voll. Der Geschmack von Kirschen auf der Zunge erinnert mich an den vergangenen Sommer. Traurigkeit macht sich in mir breit. Ich vermisse die Wärme und die Helligkeit der Sonnenstrahlen. Mein Blick fällt wieder auf die Karte.

Tick…tack, tick…tack. Es ist kurz vor Mitternacht.

12 Sätze voller Worte der Entschuldigung, die eine einzige Bitte an mich herantragen. Ich soll VERZEIHEN!

Sehr lange trage ich schon den alten Groll mit mir herum. Wahrscheinlich viel zu lange. Er fällt in die Kategorie „Unerledigtes“ und ist tief in meiner Seele gespeichert. Ich will ihn nicht ruhen lassen. Ist er schon ein Teil von mir geworden? Ja! Eine schmerzvolle Erkenntnis, der ich mich gerade stelle. Ausgelöst durch das Schriftstück einer Person, zu der ich den Kontakt vor langer Zeit abgebrochen habe und trotzdem binden mich noch immer Zorn und Bitterkeit an diesen Menschen. Keine leichte Übung – dieses VERZEIHEN!

Tick…tack, tick…tack.

Ist jetzt die Zeit gekommen, eine Last loszulassen, um freier in die Zukunft zu gehen? Zu vergeben, was vor langer Zeit geschehen ist? Kälte legt sich wie ein Mantel um mich, Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus.

Ein „miau“ unterbricht die Stille der Nacht. Meine Katze fordert mich auf, endlich ins Bett zu kommen. Sie hat sich unbemerkt in den Raum geschlichen. Mit verschlafenen, fragenden Augen schaut sie mich an bevor sie sich auf dem Sofa neben mir zusammenrollt und weiterschlummert.

Das Vertrauen ins Leben habe ich im September in Griechenland wieder gefunden. Ist dieses Verzeihen nun der zweite, fehlende Schlüssel, um unbeschwerter die kommende Zeit zu erleben?

In ein paar Tagen schreiben wir das Jahr 2018. Ich alleine kann bestimmen, was ich mit nehmen, und was ich im alten Jahr zurück lassen werde. Verzeihen heißt nicht zu entschuldigen was geschehen ist, aber es hilft mir vielleicht zu erkennen, dass diese destruktiven Gefühle, welche nach so langer Zeit noch immer an mir kleben, nicht gut für mich sind.

Die Kunst des Verzeihens ist keine einfache. Ob es mir gelingt, wird sich zeigen. Ein paar Tage hab ich ja noch Zeit…

Titelbild: Karin Hofstätter

Bunte Herbsttage im Schilcherland

Einzigartig sind die sanften Hügeln der Weststeiermark, auf denen der Schilcherwein wächst und gedeiht. Zusammen mit den vielen schönen Sonnenstunden ergibt das die wunderbare Leichtigkeit des Lebens im Schilcherland.

Wie fast jedes Jahr im Oktober zieht es mich auch heuer wieder nach St. Stefan ob Stainz, denn es ist Schilcher-Sturm-Zeit! Diesen bordeauxviolette Saft des Blauer Wildbacher gibt es nur von Mitte September bis Ende Oktober und schmeckt am besten direkt vor Ort bei einer der zahlreichen Buschenschanken.
Diesmal begleitet mich meine Freundin Petra. Gemeinsam wollen wir nicht nur die Farbpracht im Weinglas sondern auch die der herbstlich verfärbten Weingärten und Wälder genießen.

Sportlich und wandertechnisch nicht ganz unerfahren, suchen wir uns auf der Karte eine schöne Route aus. 13 Kilometer und knapp 4 Stunden steht unter dem schönen Wort „Winzerweg“. Als Tipp ist weiter zu lesen: „Entlang des Weges gibt es die Möglichkeit bei Weinbauern einzukehren. Gaststätten mit bodenständiger Küche laden zum Verweilen ein!“ Ein Weg, wie für uns gemacht, denken wir, und starten unsere Wanderung. Immer im Blick das rote Schild, das uns die Richtung zeigt.

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Der Himmel ist wolkenlos, strahlend blau. Die Sonne läßt die Temperatur auf über 25 Grad steigen und wir sind bereits 30 Minuten unterwegs, als wir folgende Textpassage auf der Wanderkarte lesen: „Am Ende des Weges erreichen Sie die Wilfen-Kapelle. Zwischen Weingärten, Wald und Wiesen hindurch kommen sie zum Weinhof Klug.“ Zu diesem Zeitpunkt stehen wir in einer knöchelhohen, nassen Wiese und blicken auf einen Weinberg mit 60 prozentiger Steigung.
Ein etwas ungewöhnlicher Weg für eine Wanderung denken wir, und versuchen, mit einer einigermaßen aufrechten Körperhaltung die 100 Meter steil bergauf zu bewältigen. Für ein Glas gut gekühlten Schilchersturm tun wir ja so einiges. Oben angekommen folgt die ernüchternde Erkenntnis: Hier ist keine Buschenschank. Statt der süß-säuerlichen Erfrischung vom Winzer gibt es Wasser aus der Flasche aus dem Rucksack. Haben wir ja zum Glück mit. Wir sind ja wandertechnisch erfahren 🙂 und ärgern uns bestimmt nicht über diese Fehlinformation auf der Wanderkarte.
Wir lesen wieder die Wegbeschreibung auf dem mittlerweile etwas zerdrücktem Blatt Papier und befolgen die Anweisung: „Wenn Sie nach ein paar Hundert Meter links abbiegen, kommen Sie zu einer Wegkreuzung und gehen weiter, vorbei an der Schoberkapelle, zum Weingut Koller.“ Menschen sehen wir zu diesem Zeitpunkt keine, nur Kühe, welche die herbstliche Wiese abgrasen.
Unsere flockig-lockere Gehweise, wie sie zu Beginn war, hat mittlerweile ein höheres Tempo erreicht. Beinahe stolpern wir über eine Parasol-Familie, die Mitten auf unserem Weg steht, von dem zweiten, angekündigten Weingut fehlt jedoch jede Spur.

Die Erkenntnis des heutigen Tages: Wir haben uns offensichtlich verlaufen!
Die große Frage nun: Wo sind wir? Wir befragen Google Maps und Siri, bekommen aber keine hilfreiche Information. Gefühlte Stunden später hören wir ein Auto des Weges kommen. Der Fahrer hält nur zaghaft auf mein Zeichen an, überlegt kurz, ob er das Fenster der Beifahrertür ein Stück öffnen soll und tut dies dann schließlich. Vor ihm stehen zwei durstige und was noch viel schlimmer ist – hungrige – Frauen.
„Wo sind wir“, frage ich den jungen Mann, der am Steuer sitzt und offensichtlich in eine Flasche Acqua di Gio von Giorgio Armani gefallen ist. Ergänzend halte ich ihm unsere Wanderkarte vor´s Gesicht. Sein Zeigefinger deutet mit sichtlichem Unbehagen auf eine grüne Fläche die ein größeres Waldstück abseits des vorgegebenen Weges auf der Karte zeigt. Dieser grüne Fleck befindet sich zwei Zentimeter oberhalb des letzten Drittels unserer Tour. Die weiblichen Gehirne realisieren erst, was das zu bedeuten hat, als der Fahrer des schnittigen BMWs mir die Karte wieder in die Hand drückt und abrauscht.

Da stehen wir nun, inmitten dieser wunderbaren Landschaft. Wir üblegen, ob wir aufgeben und das letzte Drittel gleich zurück gehen oder ob wir den Winzerweg in die gegengesetzte Richtung fortsetzen sollen. Mit einem frisch vom Baum gepflückten Apfel setzen wir unsere Wanderung fort. Wir machen keine halben Sachen, wir bringen zu Ende, was wir begonnen haben!

Fix und fertig kommen wir gegen 16 Uhr an unseren Ausgangspunkt zurück. Das Auto wird uns nun dort hin bringen, wo wir zu Fuß nicht hingefunden haben, zu einer Buschenschank.
Belohnt werden wir mit frisch gerösteten Maroni, Schilchersturm und einer köstlichen Steirer-Jausn, wie man sie eben nur in der schönen Steiermark bekommt.

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Nächstes Jahr komme ich ganz bestimmt wieder!

Vom alleine reisen, Teil 4

Mein lustigstes Erlebnis in der vergangenen Woche hatte ich, als ich einmal nach dem Strand nicht meine übliche Taverne sondern die daneben besuchte.

Ich bestellte eine große Flasche Wasser und eine kleine Flasche Retsina.
Der Kellner schaute mich mit einem Ochsenfroschblick an und meinte:
„Oh sorry, we don’t have a small bottle Retsina, we only have 500 ml!“
Herzig, diese Griechen!

Nachdem meine Getränkebestellung gekommen war, inklusive der von mir bestellten Flasche Wein und ich gleich einmal das viertelvolle Glas Retsina, welches mir der lustige Kellner eingeschenkt hatte, vollmachte, orderte ich auch die Karte zwecks Essenbestellung. Weil so ein Tag am Strand ist schon recht anstrengend. Das stundenlange aufs-Meer-schauen macht hungrig.

Gespannt, für welches Gericht ich mich entschieden hatte, stand er fünf Minuten später wieder neben mir.
Ich orderte 2 Starter, Fried Zucchini und Tsatsiki.
Bei der Hauptspeise wollte mich der Kellner dann unbedingt beraten, er meinte,
ich solle doch auch noch die Chicken Souvlaki nehmen, und „I have to feed you, the 500 ml Retsina are to big for you“, hat er allen Ernstes und wortwörtlich zu mir gesagt. Putzig, oder?

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Eine Minute später stand eine Schüssel mit Olivenpaste und Brot auf meinem Tisch. Die Beste übrigens, die ich jemals gegessen habe.

Als die beiden Starter serviert wurden, war die Flasche Wein schon halb leer.
Der Kellner fragte mich beim Abstellen der Speisen, von wo ich denn herkomme!
„I come from Austria, from the wine area Wachau! 70 kilometers far from Vienna.“
Ich hatte das Gefühl, dass er jetzt irgendwie beruhigter war.

Die Hauptspeise kam, die Flasche Retsina war leer und der Kellner sprachlos.

Vermutlich werde ich mich in Zukunft jedes Mal, wenn ich 500 ml lese oder höre, an den Besuch in der Taverne Votsalakia erinnern.

Das war vor zwei Tagen.

Heute geht es ab nach Hause. In ein paar Stunden besteige ich wieder den Flieger.

Mit einem Lächeln im Gesicht und jede Menge Wärme im Herzen warte ich auf den Bus, der mich zum Flughafen bringt.
Mit im Gepäck etwas, das ich vor drei Jahren hier verloren, und nun wieder gefunden habe. Vertrauen!
Vertrauen darauf, dass, wenn dir das Schicksal mit einem Bleistift einen Strich durch dein schönes Leben macht, du irgendwann einen Radiergummi findest. Und du hast immer die Möglichkeit, den Bleistift an dich zu nehmen, und damit deine eigene Geschichte als Fortsetzung zu schreiben.

Die Herausforderung, eine Niederlage anzunehmen, ist eine Sache. Zu erkennen, was der tiefere Sinn dahinter ist, und festzustellen, dass man immer die Möglichkeit hat, das Beste daraus zu machen, ist die andere.

I will go to The Consequence of Love …… the gain for me is Confidence!

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Vom alleine reisen, Teil 3

Heute wechsle ich mein Zimmer.

Bei meiner Ankunft vor drei Tagen im Hotel hat die Chefin des Hauses mir angesehen, wie enttäuscht ich darüber bin, dass mein Single-Zimmer keinen Meerblick hat. Nachdem wir ins Gespräch gekommen waren und ich ihr erzählt habe, dass ich schon ganz oft in ihrem schönen Hotel gewohnt habe und immer Meerblick hatte, checkte sie kurzerhand die Buchungen und sagte: „On friday, you get a room with see view“.

Von allen 60 Zimmern, die es in diesem Haus gibt, musste es ausgerechnet jenes sein, welches ich 2014, als ich zum letzten Mal hier war, bewohnte. Keine Ahnung, ob es Absicht von der Hotelfrau oder ob es wirklich so ein blöder Zufall war, eines steht fest: Ein Zurück gibt es nicht. Ich kann ja schlecht sagen, dass mir der Ausblick nicht gefällt oder dass ich plötzlich unter Höhenangst leide.

Langsam durchschreite ich mein neues, mir bekanntes Hotelzimmer. Mit dem Zeigefinger streiche ich über die Ablage, über das Bett, öffne die Balkontüre und erlebe wieder diesen besonderen, einzigartigen Blick aufs Meer. Sonst ist da nichts. Keine Gefühlsregung. Alles IST gut!
Erst wie ich im Badezimmer stehe und das WC sehe, das ich vor drei Jahren mit seiner Zahnbürste fein säuberlich unter dem Rand und bis in die Tiefen des Abflusses geschrubbt und sie dann wieder in seinen Zahnputzbecher zurückgesteckt habe, merke ich, das ich leise lache. Kann man mich dafür nachträglich verklagen wegen Gefährdung der Gesundheit? Mein Anwalt könnte in diesem Fall auf ausgleichende Gerechtigkeit plädieren, immerhin habe ich damals durch ihn einen Herzbruch erlitten.

In meiner Gedankenwelt überschlagen sich Sätze wie:
Die beste Entscheidung des heurigen Jahres, hier her zurückzukommen.
Kein trauriges Gefühl an die Vergangenheit, yeahhhh!
Auspacken, schnell die paar Sachen verstauen, damit es ganz echt und wirklich ist: Mein neues, altes Zimmer, welches ich nun bis zu meiner Abreise bewohnen werde.
Ich bin ein Glückspilz!
Die Hotelfrau muss ich umarmen, das mache ich als erstes.

Ich hatte schon ein bisschen Bammel davor, alleine zu reisen, muss ich ehrlich zugeben. Seit dem ich in der kleinen Ortschaft Amoopi angekommen bin, begegnen mir die Einheimischen mit besonderer Freundlichkeit. Jetzt, wo ich schon einige Tage hier unterwegs bin, weiß der Typ in der Taverne, in die ich nach dem Strand immer gehe um zu Abend zu essen, dass ich alleine bin. Meine Getränkebestellung kommt automatisch, ich muss außer Kalispera gar nichts mehr sagen, ein Lächeln genügt. Als besondere Begrüßung bekomme ich immer ein Glas Ouzo mit Eis, auf´s Haus. Die anderen Gäste nicht. 🙂

Auch die alte Griechin, bei der ich im Mini-Market immer meine Wasserflasche kaufe, weiß, dass die Erfrischung für mich alleine ist. Sie winkt mir jeden Tag schon von weitem zu. Gestern hat sie mir eine Weintraube zusätzlich eingepackt, damit ich am Strand was zum Naschen habe.

Die Hotelangestellten fragen mich auch jedesmal, wenn ich ihnen über den Weg laufe: „Hello, how are you today?“ Auch hier habe ich das Gefühl, dass sie mich(i) sehen, und nicht einen Hotelgast. Der Poolmann, bessergesagt der Poolopa, war auch süß letztens. Er hat mir frische Feigen gebracht und mir den Baum gezeigt, von dem er sie gerade gepflückt hat – als wüßte ich das nicht!

Ich denke mir jedesmal: „Was kann ich euch lieben Menschen noch zurückgeben, außer mein Lächeln?“ Hoffentlich können sie in meinen strahlenden Augen erkennen, wie unglaublich glücklich ich hier bin, und hoffentlich glauben sie nicht, dass ich vollkommen gaga bin weil ich ständig irgendwo grinsend rumstehe und in die Landschaft schaue.

Meine Hautfarbe erinnert schon an Tobago Schokolade. Sie braucht heute mal eine kleine Auszeit von der Sonne. Ich habe beschlossen, mir ein Moped von nebenan zu holen und in die Hauptstadt nach Pigadia zu fahren. Im Café Acropolis werde ich vorbeischauen, ein paar Gewürze einkaufen und bei Sofia, meinem Lieblingsrestaurant, das Leben in Slow Motion genießen.

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Vom alleine reisen, Teil 2

Irgendwie ist hier in Griechenland so manches paradox. Verkehrt irgendwie.

Egal ob gestern Mittag in der Taverne oder heute beim Frühstück, Paare sitzen gemeinsam am Tisch, das Mittelalter hängt über dem Handy oder dem Tablett, die ältere Generation stochert zeitungslesend in ihrem Essen herum. Die Mundwinkel bilden im besten Fall eine waagrechte Linie. Eines haben alle gemeinsam. Sie lächeln nicht. Sie reden nicht miteinander, von einer liebevollen Geste ganz zu schweigen.
Der Gang zur Kaffeemaschine erfolgt langsam, so, als würde dies eine unliebsame Tätigkeit sein die man nun mal auf sich nehmen muss, weil sie zum Frühstücksritual gehört. Es sind Urlauber, so wie ich. Unwillkürlich stellte ich mir die Frage: „War ich früher auch so?“
Fern des Alltags, eine Umgebung die zum Träumen einlädt, Wärme, Sonne, blauer Himmel und das Meer, das alles, sollte man meinen, läßt die Herzen der Menschen ein wenig höher schlagen.

Wie ich so mit meinem Dauergrinser im Gesicht da sitze, das Leben genieße und vor lauter Beobachten ganz auf mein Frühstück vergesse, welches vor mir steht, erregt das Erscheines eines weitern Paares meine Aufmerksamkeit. Sie, ein knallorangener Lockenkopf welcher an den Geschmack von Curry erinnert, er, ein typischer Yanis, Antonis oder Michalis. Griechen, nicht zu verkennen. Sie holen sich Kaffee, lachen, sie berühren sich gegenseitig, sie reden ohne Punkt und Komma, sie bewegten sich anders, dynamischer, die Lebensfreude sprudelt förmlich nur so aus ihnen heraus. Ich habe sie später gefragt, ob sie auch Urlauber sind, und die Antwort, die ich bekommen habe, war erstaunlich. Die zwei arbeiten in meinem Hotel und haben heute Vormittag frei.

Verkehrte Welt!

Das da noch etwas nicht ganz richtig ist denke ich mir auch, als ich einen Blick auf meinen Frühstückstisch werfe. 2 Kaffeetassen mit Cappuccino, 2 mit Orangensaft gefüllte Gläser, 2 Teller mit 2 Scheiben Toast sowie 2 Stück von einer Honigmelone. Eine vergangene Urlaubsgewohnheit hat bei mir unbemerkt zugeschlagen.

Du merkst erst, wie stark du etwas vermisst hast, wenn du es wieder siehst. Wie tausende, glitzernden Diamanten, die das Sonnenlicht spiegeln, azurblau und glasklar, so liegt es nun direkt vor mir. Gerade mal 20 cm trennen meine Strandliege vom Wasser. Das sanfte Plätschern der leichten Wellen mischt sich mit den warmen, jazzigen Tönen, die aus meinem Kopfhörer kommen und ich denke mir: Dieses „aufs Meer schauen“ ist die schönste Beschäftigung der Welt, auch alleine!

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Vom alleine reisen, Teil 1

Das erste Mal ist immer etwas Besonderes. Der erste Kuss, der erste Kinoabend ohne Eltern, die ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling,…

Für mich heißt es jetzt: Das erste Mal alleine reisen.
46 Jahre musste ich alt werden, um dieses Abenteuer zu wagen. Ich habe mich entschlossen, es auszuprobieren, weil die Sehnsucht nach dem Meer schon recht groß ist. Meine Freundinnen sind alle fest im Beziehungsleben geparkt oder jobtechnisch nicht abkömmlich, also blieb mir nichts anderes übrig, als ins Reisebüro meines Vertrauens zu gehen und zu sagen: „Bitte buchen Sie mir die gleiche Insel und das selbes Hotel wie vor drei Jahren, nur dieses Mal ein Einzelzimmer!“
Den kurzen, mitleidigen Blick der Reisebürotante habe ich gesehen!
„Ja, ich reise alleine, ich probiere das jetzt einmal aus!“ – hätte ich sie am liebsten angeschrien, weil ganz sicher war ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob ich dieses Abenteuer wirklich wagen will. 2 Tage Bedenkzeit später hatte ich die fixe Buchung in meiner Mailbox. Ohne Stornoversicherung! Karpathos, ich komme.

Das war vor 2 Monaten. Heute besteige ich den Flieger der mich auf meine geliebte griechische Insel bringt, die ich in und auswendig kenne. Ganz oft war ich schon da gewesen, das letzte Mal im September 2014, das letzte Mal mit meinem Lebensgefährten. Die Heimreise damals vor drei Jahren, nach dem schrecklichen Ereignis, war… ich kann mich eigentlich nicht mehr so genau erinnern. Unwirklich war irgendwie alles, mit hunderten von Menschen in der griechischen Abflughalle und doch ganz alleine. Ich vermute, dass ein Teil von mir damals dort zurück geblieben ist.

Aufgeregt betrete ich nun den VIA, suche den Schalter, gebe meinen Koffer ab. Er ist diesmal ziemlich leicht, wiegt nur 9870 Gramm. Auf dem Weg zum Gate sehe ich überall Menschen im Doppelpack. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mich alle Leute anschauen und Mitleid mit mir haben, weil ich alleine unterwegs bin. Ich spüre sie schon kommen, die Tränen, ganz langsam füllen sich meine Augen mit Flüssigkeit. „Reiß Dich zusammen“, denke ich mir, und schaue dabei auf die Decke der Abflughalle in der Hoffnung, das dieses nasse Element ins Augeninnere läuft und meine Wangen verschont. Vielleicht liegen meine Nerven auch nur blank, weil ich die letzte Nacht fast nicht geschlafen habe und es kurz vor fünf Uhr in der Früh ist. Oder vielleicht ist es meine Flugangst, die mir blöderweise gerade jetzt von hinten auf die Schulter klopft. Ich überlege kurz, welche Situation es rechtfertigen würde, wenn ich statt dem Flieger nach Griechenland, den Zug nach Krems nehmen würde. Keine.

Am Gate angekommen muss ich mich erst Mal hinsetzen. Ich fühle mich schwach, eine mir vertraute Schulter zum anlehnen wäre jetzt nicht schlecht – gibt es aber nicht. Mir wird klar, dass ich gerade dabei bin, meine Komfortzone zu verlassen, und dass ich das, was die nächsten 7 Tage und 7 Nächte in meinem Kopf passiert, nicht beeinflussen kann. Außer, ich bestelle schon Mittags in einer Taverne eine Flasche Retsina. Keine kleine sondern eine große!

Der Flieger steht angedockt hinter der Glasscheibe und ist zum Einsteigen bereit. Draußen ist es finster. Boarding completed. Mit ein paar Minuten Verspätung rollt die Maschine auf die Startbahn. Gleich geht es los. Zum ersten Mal alleine reisen ist bis jetzt nicht lustig, finde ich. Und trotzdem ist da dieses kleine, aber doch spürbare Gefühl von Stolz, dass ich es schon mal bis hier her geschafft haben. Alleine! Gespannt, was da alles kommt die nächsten Tage, lehne ich mich zurück und höre die Worte des Piloten:

„Arm slides, ready for takeoff!“

Hallo Welt!

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Zuhören, beobachten, hinspüren – diese drei Zutaten und ein paar eigene Gedanken – so entstehen meine Texte.
Sie sollen Dich raus holen aus dem Alltag, zum Schmunzeln bringen und vielleicht auch zum Nachmachen anregen.
Alles was Du in meinem Blog findest, darfst Du klauen. Nimm Dir die Leichtigkeit des Lebens, die ich Dir vermitteln möchte, die bunten Farben und die Vielfalt der Gefühle. Lass dafür hin und wieder einen Kommentar da.

Das, was du in diesem Moment gerade liest, ist das Vorzimmer zu meiner Welt. Wenn du dich hier wohl fühlst, öffne doch einfach eine weitere Tür und schau, was sich dahinter verbirgt!

Stay tuned!

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